Die ehemalige Synagoge/ Vereinshalle, Schubertstraße 2
Im Jahre 1835/36 wurde von Gottschalk Mayer, dem damaligen Eigentümer des heutigen Hauses Fitz, an der obigen Adresse eine Orts-Synagoge gestiftet. Gottschalk Mayer erlebte wohl die Fertigstellung nicht mehr, denn er starb noch während der Errichtung des Hauses im Jahre 1835.
Nach der Ortsgeschichte von Ernst Merk aus dem Jahre 1921 lebten im 19. Jahrhundert in Ellerstadt eine große Anzahl Juden, so dass der Bau einer Synagoge notwendig wurde.
Die weitere Entwicklung kann laut der Ortsgeschichte von Merk, der Pfarrbeschreibung von Pfarrer Born, verfasst im Jahre 1895 und den Angaben zur Volkszählung von 1900, angegeben im Adressbuch für die Rheinpfalz, Band I, Ausgabe für die Jahre 1907, 1908, 1909, nachvollzogen werden:
1802: 58 (Ortsgeschichte)
1828: 61 (Ortsgeschichte)
1836: 56 (Ortsgeschichte)
1895: 23 (Pfarrbeschreibung)
1900: 15 (Volkszählung 1900)
Die Personenzahl ging nach der vorstehenden Aufstellung immer weiter zurück und so kam es, dass die noch in Ellerstadt verbliebenen männlichen Juden um das Jahr 1908 keinen Minján mehr aufbringen konnten. Nach Rabbiner Dr. Meir Ydir, Kurze Judentumkunde für Schule und Selbstunterricht, Seite 48, kann ein öffentlicher Gottesdienst nur bei einer Mindestbeteiligung von zehn erwachsenen Männern stattfinden. Dieses Mindestquorum heißt hebräisch Minján und wurde von verschiedenen Bibelstellen abgeleitet, wonach nur 10 erwachsene Männer als Gemeinde bezeichnet werden. So kam es, dass auf Antrag der israelitischen Kultusgemeinde Ellerstadt, die nur noch aus drei Familien bestand, diese durch das Königl. Bezirksamt Bad Dürkheim aufgelöst wurde. Das Gebäude wurde daraufhin versteigert und ging so in das Eigentum der Gemeinde Ellerstadt, zu einem Preis von 1225 Mark, über. Aus der „Synagoge“ wurde die „Vereinshalle“.
Diese wurde dann durch die Gemeinde und die örtlichen Vereine wie Gesangverein und Turnverein genutzt. Auch wurde dort um die Vereinshalle herum das Ellerstadter Obst vermarktet. Auf dem „Gruß aus Ellerstadt“ ist solch ein Marktereignis vor der Vereinshalle, der ehemaligen Synagoge, dargestellt.
Im Jahre 1910 beantragte der Gesangverein in einem Schreiben an den „Wohllöblichen Gemeinderat“ einen Ofen in der Vereinshalle zu installieren. Da hierzu auch ein Kamin notwendig war, musste man einen Bauantrag stellen. Dieser Maßnahme ist der einzig existierende Grundriss- und Schnittplan zu verdanken der sich im Landesarchiv in Speyer befindet. Weitere Planunterlagen oder auch Fotos konnten bislang, trotz intensiver Archivsuche, nicht gefunden werden.
Bauantrag zum Einbau eines Kamines
Während des 2. Weltkrieges diente die Vereinshalle zur Unterbringung von Gefangenen die in der örtlichen Landwirtschaft eingesetzt waren.
In der Nachkriegszeit wurde die Vereinshalle dann wieder zur Abhaltung von Versammlungen und sportlichen Aktivitäten genutzt. 1970 wurde das Gebäude abgerissen und an dessen Stelle ein „Sängerheim“ erbaut. Aber auch dieses gibt es inzwischen nicht mehr, denn es wurde im Jahre 2019 abgebrochen.
Unvorstellbar ist es heute, dass ein Gebäude mit solch einem geschichtlichen Hintergrund abgerissen wurde, insbesondere, wenn man sieht wie ehemalige Synagogen in unseren Nachbargemeinden genutzt werden. Leider haben es damals die Denkmalschutzbehörden verpasst gegen den Abriss ihr Veto einzulegen.